Statement von Queer Visible Collective und Semra FAM zum CSD Frankfurt

Beim CSD Frankfurt läuft schon lange einiges schief!

Seit Jahren machen sich, dank der konservativen CSD-Organisation, staatliche und kapitalistische Institutionen auf der Pride breit. Sie kommerzialisieren die Kämpfe und machen queere BIPoC Stimmen unsichtbar. Und so bilden auch dieses Jahr wieder einen großen Teil der Pride die Polizei, Parteien, Banken und Unternehmen. Eben all jene, die Mitverantwortung an der prekären Lage von BIPoC’s, Migrant*innen, Rom*nija und Sinit*zze und anderen, von Rassismus betroffenen Menschen in Deutschland tragen. Ihr politisches Handeln ist Schuld, dass unseren Geschwistern die Queerness abgesprochen wird, sie angegriffen, abgeschoben und nicht nur an den europäischen Außengrenzen sterben gelassen werden!

Ohne Aktivistinnen wie Masrha P. Johnson und Sylvia Rivera, also ohne trans Black und trans Frauen of Color, hätte es diesen Aufstand in der Christopher Street gar nicht erst gegeben!
Sie sind die Pionierinnen für einen Aufstand gegen Polizeigewalt, gegen die herrschende Politik und gegen gesellschaftliche Unterdrückung. Sie kämpften für Sichtbarkeit, für ein Ende der rassistischen und queerfeindlichen Gewalt – und das für alle Queers! Umso wütender machte uns die Nachricht, dass die CSD-Orga in Frankfurt bei der Pride-Parade am 15.07.23 KEINE Kritik an der Arbeit der Polizei dulden würde. Plakat und Aktionen gegen die Arbeit der Polizei würden während des CSD „nicht toleriert werden“. Auf einer Pride, die mit den Aufständen GEGEN Polizeigewalt begonnen hat und einer unter anderem Frankfurter Polizei, die immer wieder mit rechtsextremen Aktionen auffällt, ist dies ein Schlag in das Gesicht jeder von Rassismus betroffenen Person!

Die Polizei schützt uns BIPoCs und migrantische Menschen nicht! Sie greift uns an und tötet uns. Ob für Christy Schwundeck, Oury Jalloh, Bilal G., und unzählige mehr: Niemand raubt uns unsere Stimme, Widerstandskämpfe und das Recht, die Polizei zu kritisieren!!! Wir weigern uns, an einer Veranstaltung teilzunehmen, die auf dem Rücken von nicht-weißen, queeren Menschen ausgetragen wird.
Wir lassen uns die Kritik und somit unsere Stimme NICHT NEHMEN, währen weiterhin migrantische Menschen von Staat und Polizei angegriffen und getötet werden.

Die Unverschämtheit des CSD Frankfurts, uns diese Tag zu rauben, sich mit unseren Mörder*innen zu solidarisieren und sie zu schützen, akzeptieren wir nicht und verurteilen sie aufs schärfste.

QUEER VISIBLE COLLECTIVE UND SEMFRA FAM

Aufruf zur solidarischen Prozessbegleitung am 4. Juli 2023 um 9:30 in Frankfurt!

Es ist wichtig, dass wir Betroffene von Polizeigewalt nicht alleine lassen und auch ihre Kriminalisierung, die sich im Gerichtssaal fortsetzen, nicht unwidersprochen hinnehmen. Solche Prozesse können retraumatisierend sein und setzen die Vereinzelung der Betroffenen fort. Deshalb ist es um so wichtiger, dass viele Menschen kommen und ihre Solidarität ausdrücken.

Kommt nächste Woche Dienstag mit uns zur Gerichtsverhandlung!
Wir treffen uns 15 Minuten vor Beginn vor dem Gebäude.
Zeigt euch solidarisch und lasst uns für einander da sein! We look out for each other!

*** Gerne weitersagen ***

copwatchffm ruft zur solidarischen Prozessbegleitung am 14.06. auf

Schon wieder ein Fall krasser rassistischer Polizeigewalt. Wir sind wütend und bestürzt, die immer gleichen Muster von Diskriminierung, Anfeindungen, körperlicher Gewalt und Machtmissbrauch zu beobachten. Ebenfalls wie gewöhnlich betreiben die Beamten eine Täter-Opfer-Umkehr und zeigen die von ihnen misshandelten Personen ihrerseits an. Die Vorwürfe sind immer die gleichen: Beleidigung, Widerstand, Körperverletzung.

Kommt und macht euch ein eigenes Bild. Es ist wichtig die Schilderungen der Betroffenen zu hören, um den gesellschaftlich tief verankerten Rassismus zu verstehen und bekämpfen zu können.

Am kommenden Mittwoch, 14. Juni 2023, um 9:00 Uhr in der Hammelsgasse 1 in Frankfurt, Raum 26 E im 2. Obergeschoss.

Wenn möglich, kommt 10 Minuten vorher, um pünktlich im Saal zu sitzen.

copwatchffm.org | Instagram & Twitter: @copwatchffm

Wir gedenken Christy Schwundeck

Am 19. Mai 2011 starb Christy Schwundeck im Jobcenter Gallus an der Mainzer Landstraße in Frankfurt am Main. Sie wurde von einer Polizistin erschossen.

Weil Christy die von ihr beantragten Sozialbezüge zu Beginn des Monats nicht erhalten hatte, ging sie morgens zur zuständigen Behörde in der Mainzer Landstraße, wo sie nach zehn Euro Bargeld fragte, um Essen kaufen zu können. Die zuständige Person lehnte ihre Bitte ab. Christy entschied sich dazu, auf ihrem Stuhl sitzenzubleiben.

Der Mitarbeiter des Jobcenters rief daraufhin die Polizei. Eine Polizistin feuerte schließlich mehrere Schüsse aus zwei Metern Entfernung auf Christy Schwundeck ab. Ein Pfeffersprayeinsatz wurde von der Polizei abgelehnt, so die Staatsanwaltschaft, da er in einem geschlossenen Raum auch bei unbeteiligten Personen zu „gereizten Augen“ geführt hätte.

Die Initiative Christy Schwundeck setzt sich seitdem dafür ein, dass die Öffentlichkeit Transparenz und Aufklärung über die Umstände von Christys Tod erhält.

Copwatchffm entstand aus der Initiative Christy Schwundeck heraus. Die politische Gruppe gründete sich 2013 mit dem Ziel, der Normalität von Racial Profiling gemeinsam die konkrete Unterstützung für Betroffene, solidarische Aktivierung von Passant*innen und politische Öffentlichkeitsarbeit entgegenzusetzen.

Christy Schwundeck wurde nicht wegen zehn Euro erschossen, sondern aufgrund von tödlichem strukturellen Rassismus. Wie im Fall Oury Jalloh wurden alle Bemühungen um eine juristische und öffentliche Aufklärung seitens der Behörden konsequent abgewehrt. In beiden Fällen sind jene, die auf Gerechtigkeit und Aufklärung durch die staatliche Justiz gehofft hatten, enttäuscht wurden.

Die Polizei ist eine Lebensbedrohung für viele, besonders arme und geflüchtete Schwarze Menschen, People of Color, für migrantische Menschen, für wohnungslose Menschen, für migrantisierte Sexarbeiter*innen, für von der Gesellschaft behinderte Menschen und Menschen, die psychisch verletzlich sind. Immer und immer wieder!

https://initiative-christy-schwundeck.blogspot.com

https://doku.deathincustody.info/cases/2011-05-19-christy-schwundeck-8-6820917

https://www.bs-anne-frank.de/mediathek/blog/der-tod-von-christy-schwundeck

https://www.fr.de/frankfurt/tod-von-christy-schwundeck-von-einer-polizistin-erschossen-90653172.html